0
1
Es gibt Begegnungen, die sind so unwirklich, so derartig aus dem Kontext gerissen, dass man unweigerlich blinzeln muss. So eine Begegnung ist die mit dem „Kolcha Tondl“, alias Anton Lanzinger, wenn er im Winter sein Heu auf dem Hornschlitten ins Tal bringt. Hosen aus schwerem Wollstoff, schwere Lederstiefel, auf dem Kopf ein grüner Filzhut. Ein Bild aus einer anderen Zeit. Keine Show und auch keine Verkleidung. Hier ist alles echt. Der Tondl verrichtet seine tägliche Arbeit so, wie er es schon immer gemacht hat. Und wie vor ihm sein Vater und Großvater. 1937 geboren, übernahm Anton Lanzinger als ältester Sohn die Landwirtschaft und den heimatlichen Kalcherhof in Moos. Bis heute ist hier sein Zuhause. Der Hof und die Felder und Wälder, die zur Landwirtschaft gehören. Vor allem aber die Rotwandwiesen. Anton und die anderen Sextner Bauern sorgen nicht nur für die täglich frische Milch im Kaffee, sondern prägen durch ihre Arbeit auch wesentlich die Naturlandschaft. Der saftig grüne Flickenteppich rund um das Dorf. Der Duft nach frisch gemähten Wiesen, nach Sonne und trockenem Heu. Ohne die Bauern würde man Sexten im Sommer wohl anders erleben. Auch wenn die meisten seiner Kollegen heute mit schweren Traktoren zu Werke gehen – der „Tondl“ lässt sich davon nicht beeindrucken. Er mäht die Rotwandwiesen zum Teil noch mit der Sense, lagert hier oben sein Heu in Holzscheunen, den „Schupfn“, die seine Vorfahren gebaut haben und bringt es dann im Winter mit dem Schlitten ins Tal zu seinen Kühen. Einzig der Aufstieg mit der Seilbahn macht für ihn einen Unterschied zu früher, als er seinen Schlitten noch zu Fuß auf die Rotwand zog. Und manchmal, wenn man Glück hat, trifft man den Anton in einer Sextner Stube an, beim Singen und Musizieren mit Reinhard, der die Zither spielt. Eines ist sicher: wenn der „Kolcha Tondl“ singt, dann wird’s besonders urig und gesellig.