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war über Umwege zum Bergsteigen gekommen. Als Sohn eines leidenschaftlichen Gamsjägers kannte er die Tücken der Sextner Dolomiten von Kindesbeinen an. So lässt es sich auch erklären, dass sein Arbeitgeber und Jagdfreund, ein Gastwirt in Schluderbach, ihn seinen Gästen als erfahrenen Bergführer zur Seite stellte. Es war die Zeit, in der immer mehr Alpinisten ins Dolomitengebiet kamen – natürlich mit dem Ziel, die noch jungfräulichen Gipfel ruhmreich zu bezwingen. Doch der Michl war schneller! Gemeinsam mit seinem Bruder Hans Innerkofler, dem „Gamatzmandl“, gelangen dem Kletterkünstler eine Reihe von spektakulären Erstbesteigungen. Darunter der Zwölfer, an dem zuvor schon einige namhafte Bergsteiger kläglich gescheitert waren. Weitere Gipfelsiege feierte der „Dolomitenkönig“ auf den restlichen Bergen der Sextner Sonnenuhr: Rotwand (Zehner), Elfer und Einserkofel. Und er machte das bekannte Dreiergestirn mit der Besteigung der Westlichen und Kleinen Zinne komplett. Gerade Letztere sollte niemals an ihrem Namen gemessen werden. Sie ist klettertechnisch mit Abstand der schwierigste Berg in den Sextner Dolomiten. „Wilder als die Kleine, kann ein Berg schon nicht mehr sein. Die Kleine ist ein Teufl!“, sagte selbst ihr Bezwinger einmal. Niemand hätte wohl geahnt, dass diesem begnadeten Kraxler gerade der Monte Cristallo, den er etwa 300 Mal erklommen hatte, zum Verhängnis werden würde.