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Und mehr noch: sie hat den Sextnern einst zu internationalem Ruhm verholfen. Die Wollfilzhüte der Sextner „Huter“ waren im 19. Jahrhundert ein heiß begehrtes Handelsgut. Rund 70 Familien verdienten sich damals ihr täglich Brot mit diesem lukrativen Handwerk. Einen „Sextner Hut“ erkannte man an seinen drei Markenzeichen: hergestellt aus reiner Schafwolle, die Außenseite traditionell schwarz, grün oder grau eingefärbt, die Innenseite naturweiß belassen und mit dem Brandsiegel der Werkstatt versehen. Bis zu 40.000 Hüte wurden in der Blütezeit jährlich produziert! Heute ist diese alte Zunft in Sexten ausgestorben. Aber die Wolle erlebt als zunehmend gefragtes Naturprodukt gerade ihr großes Comeback.
Monika Tschurtschenthaler vom Steinmetzhof in Sexten ist eine Vorreiterin, wenn es darum geht, uraltes Wissen in Erinnerung zu rufen und traditionelles Handwerk aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken. Als Bäuerin mit Leib und Seele kann sie es nicht mit ansehen, wenn wertvolle Rohstoffe aus Bequemlichkeit oder moderner Unwissenheit nicht genutzt werden. So auch die Schafwolle, die viel zu oft als Abfallprodukt der Schaftzucht einfach entsorgt wird. Als Monika das bewusst wurde, besuchte die naturverbundene Sextnerin kurzerhand einen Spinnkurs, um ihre eigene Strickwolle herstellen zu können. So nahm alles seinen Anfang. Später kam noch das Filzen dazu. Heute ist die Wollverarbeitung nicht mehr aus dem Leben der fünffachen Mutter wegzudenken. Sie hat ihre „Spinnerei“ sogar an zwei ihrer Töchter weitergeben können und einmal mehr den richtigen Riecher bewiesen: Nachhaltigkeit und der Weg zurück zum Ursprung sind gerade voll im Trend. Und so hegt und pflegt Monika ihre eigene kleine Schafherde und freut sich, wenn dann, viele Tausend Handgriffe später, ihre handgestrickten Socken, Mützen, Handschuhe und Sarner die eine oder andere Frostbeule gut gewärmt durch den Winter bringen.