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Gemeinsam mit seinem Bruder Florian führt er ein Familienunternehmen im Forst- und Komunalservice. Er ist aber auch begeisterter Kletterer und Lebemensch. Ohne Frage einer, der immer wieder nach neuen Herausforderungen sucht. Beim Klettern in Fels und Eis. Beim Waldarbeiten in Sexten und in seinem Großstadtalltag in Wien. Soweit, so gut. Entscheidendes Detail: Gabriel leidet seit seiner Kindheit an einer Sehbeeinträchtigung, die ihn je nach Lichtverhältnis entweder schemenhafte Umrisse oder so gut wie nichts erkennen lässt. Dämmerlicht und Schatten sind in seinem Fall besser, als etwa das gleisende Sonnenlicht, das man in den Bergen normalerweise antrifft. Dennoch lässt sich der 34-Jährige nicht davon abhalten, immer wieder neue Gipfel in Angriff zu nehmen. Begleitet wird er dabei von Freunden, denen er im wahrsten Sinne des Wortes blind vertrauen kann. Zum harten Kern der eingespielten Seilschaft gehören Daniel Rogger aus Sexten und die beiden Osttiroler Bergführer Vittorio Messini und Matthias Wurzer. Alles begann vor einigen Jahren mit der Besteigung der Kleinen Zinne über die Innerkofler-Route. Damals gemeinsam mit Daniel Rogger. Ermutigt durch dieses Erlebnis, folgten viele weitere Klettertouren in Fels und Eis, in immer höheren Schwierigkeitsstufen – bis schließlich auch die Comici-Dimai-Route an der Nordwand der Großen Zinne glückte. Ein Herzensprojekt. Im Dreierteam hatten die Freunde die rund 500 Meter hohe, überhängende Wand in knapp sieben Stunden durchklettert – eine super Zeit, wie Rogger betont. Als Bergführer der Alpinschule Drei Zinnen plant er für die Route im 7. Schwierigkeitsgrad auch mit Sehenden diese Zeit ein. Für Gabriel Tschurtschenthaler, der sich beim Klettern rein auf seinen Tastsinn und die Anweisungen seiner Kollegen verlassen kann, ist so eine Klettertour entsprechend schwieriger. Auch wenn es oft sicher kein Nachteil ist, wenn man nicht jeden Abgrund sieht, witzelt der Sextner. Zuletzt war er mit seinen Osttiroler Freunden in Patagonien, wo sie als Dreierseilschaft den Aguja Poincenot und den eigentlichen „unmöglichen“ Cerro Torre bezwangen. 40 Kilometer Zustieg, steil aufragende Eiswände und die extremen Wetterbedingungen an der argentinisch-chilenischen Grenze machen gerade Letzteren zu einem der schwierigsten und zugleich schönsten Berge der Welt. Mir geht es um die Herausforderung, nicht unbedingt um die schöne Aussicht, lacht Tschurtschenthaler selbstironisch. Und weitere schwindelerregende Abenteuer sind natürlich auch schon in Planung. Berg heil!